02.05.2022
Themenwoche Mai 2022: Alte, olle Kirche?! - Montag

Von Kirchenkrisen und Lebensrelevanz

Die Kirche und der Glaube haben nicht zwangsläufig etwas miteinander zu tun. Immer wieder begegnen mir Menschen, die an Gott glauben, sich aber in der Kirche nicht mehr zu Hause fühlen. Sie erleben Kirche als rückschrittlich, ausgrenzend, langweilig, irrelevant für ihr Leben. Vieles ist negativ besetzt und definiert für manche Menschen das Bild von Kirche, welches dabei abschreckend wirkt.  

Kirchenzahlen Aktuell

  • Ca. 83 Millionen Menschen leben aktuell in Deutschland. 
  • Ca. 44 Millionen Menschen davon gehören einer christlichen Kirche/ Gemeinschaft an.
  • Davon 19.725.000 der Evangelischen Kirche Deutschlands. 
  • Damit sind über 50% der Menschen in DeutschIand christlich, institutionell gebunden. 
  • Dennoch gab es in den letzten Jahrzehnten einen rapiden Mitgliederschwund. Und der Trend hält an. 

Woran liegt das? Antwort-Möglichkeiten gibt es einige:
1. Pflichtgefühl bestimmt nicht mehr den Kirchenbesuch und das Glaubensleben. 
2. Was für das eigene Leben relevant ist, das wird besucht und gepflegt im sozialen Umfeld. 
3. Wo der Mensch vorkommt, mit all dem, was ihn gerade im Leben beschäftigt: Vom Singlesein, Einsamkeit, Elternsein, Überforderung im Alltag und Beruf, bis hin zu den aktuellen großen Krisen unserer Zeit und der Frage, wie damit umgehen und helfen. Da wird Kirche wichtig.

Wo Kirche Relevanz für das eigene Leben und die Gesellschaft hat, da kann etwas aufblühen und die Kernbotschaft des christlichen Glaubens im konkreten Reden und Handeln lebendig werden. Friedensethik. Nächstenliebe. Klare Positionierung gegen Diskriminierung, Ausgrenzung, Rassismus etc. Da entfaltet Gebet und Gespräch, Gesang und Gemeinschaft etwas von der Kraft, die wir alle so dringend in unserem Leben brauchen. Da darf es Altes geben, was trägt und erbaut und gleichzeitig neue Formate entstehen, neue Begegnungen, neue Wege geben.

Wo Kirche sich verschließt, eigene Fragen mit eigenen Antworten vorgibt, die viele Menschen gar nicht mehr haben und brauchen, da verliert sich Kirche in Belanglosigkeit. Wo unterschieden wird in "Wir" und die "Anderen". Wo gegenseitig mit dem Finger aufeinander gezeigt wird und Gottes Wille genutzt wird, um menschenverachtend zu agieren. Wo Formate und Angebote ewig gleich bleiben müssen und die stetige Verwandlung des Glaubens verteufelt wird, da bleibt Kirche Teil ihres eigenen Problems.

 

Lasst uns diese Woche den Finger in die Wunde legen und drüber reden.