03.05.2022
Themenwoche Mai 2022: Alte, olle Kirche?! - Dienstag

Biblisches Check-up: Kirche als Institution kommt in der Bibel nicht vor.

Die Bibel teilt sich auf in das "Alte Testament" - als vorderer Teil der Bibel und das "Neue Testament" als Abschluss (Achtung: Diese Begrifflichkeiten sind heute teils umstritten). Im Alten Testament der Bibel lernen wir verschiedene Strukturen des jüdischen Glaubens und seine Historie kennen. Die Geschichten bewegen sich im Großraum Palästina/Israel. Da gibt es Synagogen, Priester, den großen Tempel in Jerusalem und noch vieles mehr. Im Neuen Testament (erst hier wird Jesus geboren) wird uns dann das Leben Jesu in dieser jüdischen Umwelt geschildert. Diese Geschichten finden sich in den vier Evangelien im Neuen Testament. Es folgen Geschichten über das Glaubensleben der Menschen NACH Jesu irdischem Leben (Jesus starb ca. 30 n. Chr.) – und erst hier ensteht Kirche; die Religion des Christentums entwickelt sich.

Wir bekommen an diesen Stellen einen kleinen Einblick in die ersten Strukturen der christlichen Urgemeinde. Wie sie zusammen gelebt, ihren Glauben gefunden und gefeiert haben. Das alles ist sehr bruchstückhaft und in Anfängen beschrieben. Die biblischen Schriften des Neuen Testaments wurden vermutlich alle im 1. Jahrhundert n. Chr. verfasst.

Kurz: Von einer Urgemeinde in Jerusalem, um die Jüngerschaft (waren Begleiter*innen um Jesus gewesen, als dieser noch lebte) ausgehend, verbreitet sich der Glaube in die Welt: Weniger in strukturellen, hierarchischen Institutionsbestrebungen als vielmehr durch Glaubensinhalte und der Überlieferung von Jesu Worten und Taten. In den ersten Jahrhunderten wurden Christinnen und Christen oft verfolgt und getötet. Es gab erste lokale Gemeinden, zum Teil auch mit Bischöfen, Geistlichen Ämtern und lokalen Hierarchien. Feste institutionelle Strukturen konnten aber erst aufgebaut werden, nachdem das Christentum im römischen Reich Staatsreligion wurde (4. Jhd.) und damit Möglichkeiten sowie Freiheiten erhielt.

 

Reminder

  1. Wie Kirche sein soll/ darf/ kann/ muss, ist nicht biblisch festgelegt. 
  2. Jesus kündigte die Königsherrschaft [Gottes] an, und was kam, war die Kirche.“ (A.Loisy) 
    Jesus selbst "gründete" keine neue Religionsgemeinschaft. Er war ein Wanderprediger, der sich als Jude weitgehend im jüdischen Umland aufhielt und den Menschen dort von Gott erzählte - ausgehend von den jüdischen Überlieferungen, Schriften und Gottesvorstellungen.
  3. Im Urchristentum gab es eine Fülle von ersten christlichen Gemeinschafts-Modellen, die aber noch keine endgültige und institutionelle Festigkeit besaßen.
  4. Vor allem die christliche Gemeinschaft als "ein Leib" und Christus als "ihr Haupt" (1. Korinther 12) war sinnstiftend für christliche Identität und das Gemeinschaftsverständnis.
  5. Petrus als Jünger Jesu, der nach Matthäus 16,18 der Felsen ist, auf dem Jesus seine "Ecclesia" bauen wird, war eine der wichtigsten Figuren in der Enstethungsphase des Christentums. Ecclesia (altgriechisch ἐκκλησία) = "Die Herausgerufenen" (,manchmal in den deutschen Bibeln als Gemeinde oder Kirche übersetzt).
  6. Das Wort „Kirche“ kommt vom griechischen Wort „kyriakos“ („zu einem Herrn gehörend“). Die Grundbedeutung von „Kirche“ bezieht sich also weder auf ein Gebäude noch auf irgendeine Organisation, sondern allein auf den „Kyrios“, den „Herrn“ Jesus Christus. Dieses Wort etablierte sich erst im 8. Jahrhundert und ist nicht biblisch belegt.