01.05.2022
SonntagsPost - 01. Mai 2022

Welche Hoffnung steckt für uns in den alten biblischen Bildern?

Welche Hoffnung steckt in alten biblischen Bildern?

An verschiedenen Stellen in der Bibel werden Gott und Jesus als Hirten dargestellt. Wir sind in dieser Metapher übrigens die Schafe. Das Schaf war in biblischen Zeiten ein bedeutsames Tier: Es hatte einen hohen Stellenwert und war wichtig für das Überleben der Menschen. Wer Ziegen oder Schafe besaß, war ein gesegneter Mensch. In diesem Sinne gebraucht die Bibel die Beziehung zwischen Hirte und Herde, zwischen verlorenem Schaf und fürsorglichem Gott häufig als positives Bildpaar. Gerade weil das Schaf so wertvoll ist, sucht der Hirte oder auch die Hirtin jedes einzelne, welches verloren geht.

Wie ist es heute mit solchen Bildspielen in der Bibel? Die verlorenen Menschen – der rettende Gott. Der Vergleich mit Schafen, der für einen selbst vermutlich nicht mehr unbedingt postiv besetzt ist; geben uns diese Worte noch Hoffnung?

Bei meinen Besuchen in Pflege- und Altenheimen begegenen mir immer wieder Menschen, die kaum noch sprechen können. Es rührt mich immer wieder sehr, wie sie plötzlich aus einem Schlaf zu erwachen scheinen und anfangen mitzusprechen, zu murmeln, wenn Psalm 23 erklingt (Die Psalme stehen in der Bibel im Alten Testament und sind sehr alte poetische, religiöser Texte, Gebete und Lieder). Er beginnt mit den Worten "Der Herr ist mein Hirte" und entfaltet dann eine große Hoffnungsvision des beschützenden Gottes. Viele dieser Menschen haben diesen Psalm noch im Konfirmandenunterricht gelernt. Und so manchen hat er durch Kriegszeiten begleitet. Er ist fest in ihnen verankert.

Es sind die alten Worte und Bilder, die heute für sich stehend vielleicht antiquiert wirken und nicht mehr zu passen scheinen. Und doch gestehe auch ich, dass sie mich nicht kalt lassen. Irgendwie verbinden sie mich mit etwas, das gewesen ist. Sie machen mich neugierig und tragen auch für mich etwas von der Hoffnung in sich, die ich für mein Leben brauche. Ob ich mich nun gern als Schaf bezeichnen lasse oder auch nicht.

Wie geht es euch mit solchen Bildern? Veraltet und fern, berührend und verbindend oder was ganz anderes?

Habt einen gesegneten Sonntag.