22.11.2022
Seenotrettung im Mittelmeer - ein Gastbeitrag von Heinrich Bedford-Strohm

Zwischen den Zeiten befinden wir uns gerade im Kirchenjahr. Zwischen Totensonntag und dem 1. Advent.

Für uns der Moment, noch einmal besonders auf Themen zu schauen, die uns bewegen, die schwer sind und ungerecht. Die dieses Jahr noch dringend ihren Platz haben sollen. Gleichzeitig mit der Hoffnung und dem Licht der Adventszeit vor Augen, dass wir es doch besser machen können...

Heute und morgen zum Thema der Seenotrettung im Mittelmeer, die weiterhin dringend nötig ist. Denn immer noch werden Rettungen blockiert, wird Schiffen mit Menschen an Bord nicht erlaubt anzulegen. Diesem rücksichtslosen und menschenverachtenden Verhalten auf dem Mittelmeer schaut Europa weiterhin zu.

Lasst uns hinsehen.

Dazu ein Gastbeitrag von Prof. Dr. Heinrich Bedford-Strohm, Landesbischof der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern, Vorsitzender des Rates der EKD 2014-2021:

"Ich bin Heinrich Bedford-Strohm, Landesbischof der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern und seit September auch Vorsitzender des Zentralausschusses des Weltkirchenrats. Als Ratsvorsitzender der EKD habe ich mich 2019 dafür eingesetzt, dass wir als EKD die Initiative für ein breites Bündnis ergreifen, das die zivile Seenotrettung im Mittelmeer aktiv unterstützt. Inzwischen konnte unser damals gegründetes, jetzt schon 850 Organisationen umfassendes Bündnis United4Rescue schon drei Rettungsschiffe unterstützen. Dadurch konnte das Leben von tausenden Menschen gerettet werden, die sich aus Verzweiflung auf die lebensgefährlichen Flüchtlingsboote begeben hatten.

Man kann über die richtigen Strategien in der Migrationspolitik unterschiedlicher Meinung sein. Was man nicht darf, ist Menschen einfach ertrinken lassen. Schon lange haben wir als Kirchen betroffen wahrgenommen, was da geschieht, und auch klare Worte gefunden angesichts des moralischen Skandals der Untätigkeit europäischer Staaten. Jetzt haben wir die Worte durch das eigene aktive Handeln noch einmal dick unterstrichen:

Man lässt niemand ertrinken. Punkt.

Und deswegen werden wir so lange die zivilen Seenotretter tatkräftig unterstützen, bis die Staaten Europas ihre humanitäre Pflicht endlich selbst erfüllen und der massenhafte Tod im Mittelmeer aufhört. Die zivile Seenotrettung ist für mich ein Zeichen der Hoffnung auf eine Welt, in der eine tiefe Überzeugung der jüdisch-christlichen Tradition endlich ernst genommen wird: Jeder Mensch ist geschaffen zum Bilde Gottes!"

 

Copyright Bild:
Hintergrund: BY-SA 4.0 - Chris Grodotzki / Sea-Watch.org mit Farbanpassungen
Bedford-Strohm: (c) ELKB/mck