21.06.2023
Kolumne "Vielfalt und Glaube" - von Bastian Schmidt

Pride ist für mich nicht nur ein „Stolz“-Sein: Es ist der Moment, in welchem Menschen, denen immer wieder gesagt wird, „du darfst auf dich nicht stolz sein“, die unterdrückt werden, ihren Stolz nicht nur wiederfinden, sondern ihn sich einfordern und ihn sich nehmen.

Jetzt darf man zu Recht die Frage stellen, worauf man denn stolz sei, wenn man queer ist. Kein vernünftiger Cis-Hetero-Mann ist stolz darauf, dass er schon immer ein Mann war oder dass er sich in eine Frau verlieben kann. So ist auch keine lesbische Frau darauf stolz, eine Frau zu lieben oder keine Transperson darauf, dass sie das Geschlecht vor Gericht ändern muss.

Die Rechnung ist ganz einfach.

Queer-Pride ist der Stolz darauf, dass wir immer noch so sind wie wir sind: Ich liebe Menschen unabhängig ihres Geschlechtes, und ich bin stolz darauf, dass ich weiter zu mir stehe – obwohl ich deswegen einen Job verloren habe, angegriffen wurde, Menschen mir in mittlerweile unzählbarer Menge Hassnachrichten geschrieben haben. Ich bin stolz darauf, dass die Liebe, die Gtt für mich hat, mir Kraft und Mut gibt, diesen Hass zu überstehen. Zur Pride auf die Straße zu gehen, ist für mich Gttesdienst, weil ich mich für Gerechtigkeit und Liebe einsetze, weil ich anderen helfe, durchzuhalten, wir etwas bewegen, damit wir nicht alleine im Kampf gegen den Hass sind. Mit Pride – ob innerlich oder auf der Straße – tue ich Gttesdienst an der geliebten Schöpfung, an mir und meiner Seele, an den vom Staat bis zum Tod getriebenen Homosexuellen in Ghana, den verhafteten und diskriminierten Dragkünstlerinnen in den Südstaaten der USA, an meinen Trans-Geschwistern in Deutschland, die ewig auf ein Selbstbestimmungsgesetz warten, was nicht anderen Menschen explizit erlaubt zu diskriminieren.

Die Rechnung ist für mich ganz simpel: Pride ist Gerechtigkeit, Gerechtigkeit ist Reich Gttes, Reich Gttes sollen wir anstreben, also lasst uns Pride leben und am besten gleich für Alle!