01.09.2022
SonntagsPost - 4. September 2022
Lasst euch berühren von Gott.
Vom Saulus zum Paulus
Kennt ihr das Sprichwort? Heute wird es in den meisten Gottesdiensten der Evangelischen Kirche Deutschlands um eben diesen Saulus, der zu Paulus wurde, gehen.
Saulus war nach dem Tod Jesu einer der eifrigsten Verfolger der ersten ChristInnen. Doch er wechselte die Seiten: Er ließ sich berühren von Gott, erkannte sein Unrecht und kehrte um.
Nach biblischer Überlieferung wurde er vom himmlischen Licht geblendet und war 3 Tage blind, aß und trank nichts. Danach „fiel es ihm wie Schuppen von den Augen.“ Er legte sein Schwert nieder und half als Apostel Paulus, die christliche Botschaft in die Welt zu tragen.
Mich berührt diese Geschichte immer wieder aufs Neue. Wenn etwas gehörig schief läuft, helfen mir Rachegedanken nicht weiter – weder im Privaten noch wenn ich mir die großen und schrecklichen Konflikte unserer Zeit anschaue. „Ich habs dir ja gesagt“ nutze ich nicht als Satz und höre ihn auch nicht gerne. Was nützt es?
Was mir aber hilft, ist Einsicht. Umkehr – sowohl bei meinem Gegenüber, als auch für mich als Möglichkeit. Was finde ich es erleichternd, wenn Menschen sich einfach entschuldigen können, statt sich wieder und wieder zu rechtfertigen. Wie empfinde ich es erlösend, wenn Entschuldigungen angenommen werden und ein Neustart möglich ist.
Manchmal braucht es dafür ein einschneidendes Erlebnis. So ein Licht vom Himmel kann viel sein. Und dann der Moment, die eigene Blindheit zu erkennen. Wo schaue ich nicht hin? Wo bin ich im Zwielicht unterwegs? Ruhe. Einkehr. Erleuchtung. Umkehr. Ich wünsche uns allen ein paar mehr "Saulus zu Paulus"-Momente im Leben.
Ein hoffentlich vom himmlischen Licht geblendeten, wunderbar gesegneten Sonntag wünsche ich euch.
Eure Jenni