11.05.2020
OnlineKirche erprobt neues Format: Zoom-OnlineGottesdienst feiert Gemeinschaft

In den letzten Tagen und Wochen haben wir mit dem Zoom-OnlineGottesdienst für uns ein neues Format ausprobiert. Hier geben wir euch Einblicke in unsere Erfahrungen.

Was macht eigentlich einen guten OnlineGottesdienst aus? Der Live-Charakter? Die Interaktionsmöglichkeiten? Die Gemeinschaft, die auch für alle erfahrbar wird? Diese und andere Fragen zu unseren OnlineGottesdiensten diskutieren wir immer wieder in unserer Gemeinschaft der OnlineKirche. Immer mehr wird uns dabei deutlich: Es gibt vielleicht gar nicht das EINE Format, dass alle Bedürfnisse befriedigt. So haben wir in den letzten Tagen und Wochen der Corona-Pandemie vieles erprobt und manches neue auch auf den Weg gebracht. Und zu einem dieser Formate, dem Zoom-Gottesdienst, möchten wir heute kurz unsere Erfahrungen berichten. 

Die Idee eines Zoom-OnlineGottesdienstes entstand für uns aus der Beobachtung einer Vielzahl von Video-Gottesdiensten im Zuge der Corona-Pandemie. Mit viel Kreativität und Engagement sind vor Ort kurzfristig digitale Gottesdienste entstanden. Was für die Beziehung zu einer Kirchengemeinde vor Ort eine große Stärke ist, hält für andere viele Fragen bereit: Was macht etwa die Gemeinschaft in einem Gottesdienst aus und wie kann sie erfahren werden? Kann Gottesdienst als eine digitale Einbahnstraße funktionieren: Die Pfarrerin/der Pfarrer sendet, die Gemeinde empfängt? Wie können sich Menschen aus der Gemeinde im Gottesdienst beteiligen? Braucht ein Gottesdienst für die Erfahrung der Gemeinschaft eine live-Beziehung? Und wie kann das überhaupt gehen: digitale Gemeinschaft bauen? 

Unser Eindruck in den letzten Tagen und Wochen war: Während von vielen Menschen an vielen Orten an Formaten der Verkündigung gearbeitet wurde (welche Rolle hat der Gottesdienst eigentlich vor der Corona-Krise in den Gemeinden gespielt?),  braucht es jetzt doch vielmehr Orte der Gemeinschaft. Das war der Auftakt für die Überlegung zu den Zoom-OnlineGottesdiensten.

Um es vorweg zu nehmen: Der Zoom-Gottesdienst ist kein Format für große Massen. Weniger ist mehr. Kleine Gruppe von etwa 20-30 Menschen treffen sich um gemeinsam Gottesdienst zu feiern. Der Vorteil eines Gottesdienstes im Videokonferenz-Format: Die Menschen, die Gemeinde ist zu sehen. Menschen nehmen sich untereinander wahr. Jede und jeder ist mit Kamera und Mikrofon dabei. Menschen bringen sich ein, übernehmen eine Lesung, sprechen ein Gebet. Die Predigt gestalten wir gemeinsam als Gespräch über den Bibeltext. So werden keine Antworten gegeben auf Fragen, die gar keiner stellt. In der Gemeinschaft finden wir unsere Fragen miteinander und stellen sie an den Bibeltext. Was trägt im Leben, was nicht - jeder ist Experte. Wichtigstes Moment in dem Zoom-Gottesdienst war das gemeinsame Gebet. Jede und jeder kann selbst ein Gebet sprechen. Wer mag, kann über den Chat ein Gebetsanliegen in die Gruppe einbringen und jemand anderes nimmt es im Gebet auf. So entsteht im besten Sinne des Wortes eine Gebetsgemeinschaft und eine intensive Live-Gottesdiensterfahrung.

Zentral für dieses Zoom-Gottesdienstformat war für uns das Café OnlineKirche im Anschluss. Nach der Feier des Gottesdienstes sind die meisten einfach in der Konferenz geblieben und wir hatten auf der Grundlage der gemeinsamen Erfahrung des Gottesdienstes eine wunderbare Gemeinschaft im Austausch über Gott und die Welt. So kann für uns digitale Gemeinschaft auf der Grundlage von Gebet und Hören auf Gottes Wort wachsen. 

Die Herausforderung dieses Formates ist sicher die hohe Beteiligung: Nicht jeder mag sich beim Feiern eines Gottesdienstes vor die Kamera setzen. Nicht jeder mag so intensive Beteiligung. Für Neugierige oder Kirchenferne hält dieses Format sicher manche Zumutung bereit. Hier wollen wir eher in anderen Formaten den OnlineGottesdienst weiterentwickeln. Auch die technischen Zugangsvoraussetzungen sind nicht zu unterschätzen. Hier hat es sich als hilfreich erwiesen mit der Einladung ein kurzes How-To/eine kurze Anleitung zu verschicken und den Zugang am besten mit einem einfachen Link (bitte hier klicken;-) so einfach wie möglich zu gestalten. Die Auswahl des Videokonferenzanbieters kann sicher auch anders getroffen werden, was die technische Funktionalität anbetrifft, waren wir aber sehr zufrieden. Auch das gemeinsame Singen will gut überlegt und gestaltet sein. So hat es sich bewährt, dass einer aus der Runde den Gesang mit einem Instrument anleitet (hier hat sich die Gitarre gut bewährt). Alle anderen haben ihre Mikros stumm geschaltet und können in den angeleiteten Gesang einsetzen. Das verhindert unangenehme Verzögerungen durch die Übertragung und erheitert beim Anblick des vielstimmigen „Pantomimegesangs“. Die Liedtexte können unkompliziert über den Chat allen zugänglich gemacht werden. Für den Sologesang sind bekannte, eingängige und rhythmische Lieder sicher nicht von Nachteil.

Insgesamt erleben wir dieses Gottesdienstformat als eine große Bereicherung für unsere Gemeinschaft der OnlineKirche. Gerade weil die Gemeinschaft dabei so stark zu erfahren ist, haben wir uns entschieden ausgehend von den Gottesdiensten ein neues Format des Zoom-Gemeindeabends einzuführen um auch unter der Woche miteinander ins Gespräch kommen zu können. Was manche vielleicht zunächst abschreckt: die unmittelbare Wahrnehmung des Gegenübers in Wort und Bild, die vielfältige Beteiligung der Gemeinde, das Entstehen eines gemeinsamen Gottesdienstes - das macht für andere genau diese wunderbar-intensive Erfahrung von digitaler Gemeinschaft aus.

 

Hier ein exemplarischer Ablauf unseres Zoom-OnlineGottesdienstes:

Ankommen bei Musik - eine aus der Runde spielt Gitarre
Begrüßung und Willkommen – alle stellen sich kurz vor
Gebet
Lied
Schriftlesung
Predigt als Gespräch der Gemeinde über eine Frage im Bibeltext
Lied
Gemeinsames Gebet mit Anliegen aus der Gemeinschaft
Vaterunser
Segen
Ausklang bei Musik
Einladung zum Kirchenkaffee im Anschluss