30.10.2023
Kolumne Verantwortung: Aktive Nächstenliebe

Nächstenliebe. Schon so oft gehört. Aber was fängt man mit der Nächstenliebe an in Zeiten von einer Welle an grausamen Nachrichten jeden Tag?

Wie verhalte ich mich zu der Flut von Meinungen, Texten und Posts und zu dem persönlichen Leid in meinem Umfeld? Vielleicht scheint es manchmal als der einfachere Weg, sich nicht berühren zu lassen. Sich wegzudrehen oder wegzuklicken. Die Seele taub werden zu lassen.

Mein Glaube lässt sich in der ganzheitlichen, Seele und Herz betreffenden Liebe für den Herrn, meinen Gott und in der Liebe zu meinem Nächsten zusammenfassen (Vgl. Lukas 10,27). Da ist sie: die Nächstenliebe. Die Jesus gefordert hat. Das gilt immer. Hier. Jetzt. Darum darf ich eben NICHT wegschauen. Diese Nächstenliebe kann sich für mich aber nur im Unmittelbaren äußern. Im Bereich meines Möglichen mit Gottes Hilfe. Das bedeutet in der Flut an Nachrichten und Meinungsäußerungen, meinen Mitmenschen den benefit oft the doubt geben zu können und mich nicht von der Ungerechtigkeit überwältigen zu lassen, weil ich die Aufgabe bekam, meinen Nächsten zu lieben und nicht zu verurteilen.
Und mich gleichzeitig trotzdem von den grausamen Bildern im Netz berühren zu lassen, ins Gebet zu gehen. Mit so viel Leid konfrontiert höre ich dennoch nicht auf mit der WG zu frühstücken, mir alltäglich Zeit für Gespräche zwischen Tür und Angel zu nehmen, Menschen ausreden zu lassen und Versöhnung zu stiften. Ganz unmittelbar. Mit Gottes Hilfe. Und größer gedacht?

Die Kraft der Gottesliebe nutzen und dort für seine Liebe einzustehen, wo unseren Nächsten Unrecht passiert. Wo wir können. Dies wird immer wieder an menschlichen Grenzen scheitern. Dennoch sind wir als Christinnen dazu aufgerufen: Liebe deinen Nächsten. Das ist aktiv. Das fordert Engagement, Einsatz, Rücksicht und Hinsehen. Das fordert offene Herzen und Seelen. Doch dem steht voran: Liebe Gott! Und durch das wird unser Handeln frei, unsere Liebe und unser Sein. Und frei bedeutet auch Leichtigkeit. Nächstenliebe eben.

Ein Text der Studentin Hannah Sophia Müller