07.09.2022
Themenwoche September: Erhitzte Gemüter? Klimadebatten! - Mittwoch

Ein Gastbeitrag von Lydia Schubert

Erhitzte Gemüter. Warum Klimadebatten so schwierig sind

Mal ehrlich: Es ist eigentlich gar nicht schwierig, über das Klima zu reden. Zumindest übers Wetter sprechen gerade alle: Wie heiß es ist, wie trocken, dass der Wald brennt. Klar, Wetter ist nicht Klima, aber eine Verbindung gibt es eben trotzdem. Und die Menschen in Deutschland mögen Natur – dorthin fahren sie schließlich am Wochenende. Wenn die Natur leidet, nimmt das viele mit. Wetter und Klima beschäftigen uns. Schwierig ist es auch nicht, weil sich Expert*innen einig sind, dass der problematische Anteil des Klimawandels menschengemacht ist. Punkt. Ihr seht: Man könnte meinen, dass es eigentlich gar nicht so problematisch sein sollte, übers Klima zu sprechen.

Hand aufs Herz – es ist trotzdem extrem schwer! Weil es auch noch steigende Preise und Corona gibt. Weil es kein erfreuliches Thema ist. Weil es immer was mit dem eigenen Leben zu tun hat, mit solchen Lebensträumen wie damals in der Sparkassen-Werbung: mein Haus, mein Auto, mein Boot. Mit Verlustängsten, mit Vorwürfen. Weil das Thema keine Pause macht. Weil es um Moral geht. Weil es Gräben aufreißt. Weil man vom Hundertsten ins Tausendste kommen kann. Und weil es ja auch noch das Artensterben und die Überdüngung gibt. Ach ja, vom Plastik noch nicht mal angefangen...

Dazu kommt noch der Zeitdruck. Eine nahende Klimakatastrophe macht vielen Angst, die sich damit beschäftigen. Vor allem, weil so wenig passiert …

Das Klima gehört uns allen. Deshalb reicht es nicht, wenn wir uns in unseren Blasen darüber unterhalten. Wir müssen uns mit allen drüber austauschen – oder mit den meisten: Über das Ungewisse, wie wir in Zukunft leben wollen – und unsere Kinder und die Kinder der Menschen im südlichen Afrika oder in Bangladesh. Im Grunde geht’s in der Klimadebatte darum, was ein gutes Leben für alle bedeutet, wie es aussehen kann, was uns lieb und teuer ist, was uns heilig ist.

Was hat das alles mit Gott zu tun? Und welche Rolle kann die Kirche übernehmen? Ich bin auf der Suche. Und euch will ich da mit reinziehen. Ich will mit euch drüber reden, wie wir übers Klima reden können. Ich bin gespannt.


Konkrete Vorschläge für eine gelingende Kommunikation bei Klimadebatten:

AUF WORTE ACHTEN

  • Klimakrise statt Klimawandel (Macht das Problem deutlicher und dringlicher)
  • Umweltschutz statt Klimaschutz (gehört nämlich zusammen und die Begrifflichkeit ist weniger emotional aufgeladen)
  • Verschwendung statt Verzicht (ohne "Verzicht" zu verheimlichen - ehrlich drauf schauen wo es um Verzicht und wo es um Verschwendung geht)


PERSÖNLICH

Darüber sprechen, was mir selbst wichtig ist


VOM GELINGEN ERZÄHLEN

  • "SCHON jede/r Dritte spricht darüber" statt "NUR jede/r Dritte spricht darüber"
  • Holt euch ExpertInnen mit ins Boot, die Fakten mitbringen, das Gegenüber/ Publikum im Blick haben und die Gesprächsführung leiten.
  • Desinformationen aufdecken - hier ein Leitfaden um solche zu erkennen: https://www.klimafakten.de/meldung/p-l-u-r-v-das-sind-die-haeufigsten-methoden-der-desinformation-neue-infografik-im
  • Nicht den Kopf in den Sand stecken: Keine gesellschaftliche Veränderung beginnt mit einer Mehrheit. Darauf vertrauen, dass gesellschaftliche Veränderung bei 20 Prozent beginnt.