29.11.2022
Themenwoche November - Kirche und Rassismus - Dienstag

Biblisches Check-up: Was steht eigentlich in der Bibel zu den Themen Rassismus und Diskriminierung von Menschen?

  1. Zentral im christlichen wie auch schon im jüdischen Glauben ist die Überzeugung von der Gottesebenbildlichkeit ALLER Menschen und von der ihnen dadurch verliehenen Würde (1. Mose 1,27). Da wird keine Ausnahme gemacht!
     
  2. Gott schuf Adam (bedeutet "Mensch") und Eva ("bedeutet "die Leben Schenkende"). Beide hatten weder Nationalität, noch Herkunft, noch Hautfarbe, die spezifisch benannt wird. Gott schuf also das menschliche Leben.
     
  3. Gott, als befreiende Kraft, welche Menschen, die von Diskriminerung und Ausgrenzung bedroht sind, besonders schützt, zieht sich durch die ganze Bibel und ist schon als Motiv in den Zehn Geboten angelegt "Ich bin der Herr, dein Gott, der dich aus dem Land Ägypten geführt hat, aus dem Sklavenhaus." (2. Mose 20,2)
     
  4. Jesus zeigt deutlich, wo er Gott und die gläubigen Menschen sieht. An der Seite derer, die gesellschaftlich hinten anstehen: Die Hungrigen, die Durstigen, die Nackten, die Fremden, die Gefangenen, die Kranken. Christus spricht dazu: "Wahrlich, ich sage euch: Was ihr nicht getan habt einem von diesen Geringsten, das habt ihr mir auch nicht getan." (Matthäus 25,45) Im Kreuz solidarisiert sich Jesus mit den Leidenden dieser Welt.
     
  5. Jesus war historisch gesehen nicht weiß. Er kam selbst als Person of Colour zur Welt. Leider zeigen das die meisten Darstellungen seiner Person nicht. Hier findet struktureller Rassismus in der Kirche bis heute eines seiner prägnantesten Merkmale. Übrigens auch die anderen Personen der biblischen Geschichten waren weitgehend Person of Colour, denn die biblischen Geschichten spielen im Großraum Israel/Palästina.
     
  6. Die christliche Kirche war von Beginn an nie als mono-kulturell gedacht.
    Das Matthäusevangelium beginnt mit dem Stammbaum Jesu und stellt ihn in die Ahnenreihe Abrahams. In dieser werden neben Maria (nur) drei Frauen namentlich genannt: Rahab, Tamar und Rut. Alle drei waren ausländische Frauen. Hier wird schon vor Jesu Geburt die christliche Bewegung, die alle gesellschaftlichen Grenzen überwinden soll, deutlich.
    Im Pfingstwunder (Apostelgschichte 2) werden die ausgesendeten Menschen mit den vielen unterschiedlichen Sprachen der Welt ausgestattet, NICHT die Sprache und die Menschen vereinheitlicht. Hier zeigt sich Gemeinschaft in Vielfalt.
    Auch Paulus (einer der ersten christlichen Missionare und Autor vieler neutestamentlicher Bücher/ Briefe) hebt die Machtstrukturen der Menschen auf: "Hier ist nicht Jude noch Grieche, hier ist nicht Sklave noch Freier, hier ist nicht Mann noch Frau; denn ihr seid allesamt eins in Christus." (Galater 3,28)


Zitat Sarah Vecera: "Biblisch betrachtet müssen wir als ChristInnen daher selbstverständlich gegen Rassismus aufstehen. Die Klarheit der Bibel und die Statements der Kirche laden das Thema für uns allerdings moralisch so hoch auf, dass wir es eher von uns weisen möchten als uns selbstkritisch damit auseinander zu setzen."